Womit haben Sie als Kinder in Bickendorf Ihre Zeit verbracht?
Sophie Schwingeler: Wenn wir viel Glück hatten, gab es mal eine Puppe, die jemand selbstgeschneidert hatte. Oder wir sind zur Rochusstraße gegangen, da konnte man für 30 Pfennig Rollschuhlaufen. Nach dem Krieg ging jemand hier mit einem Handwagen herum, von dem er kleine Mengen Obst verkaufte. Da gab es dann mal ein Stück Banane, Apfelsine und kleine Stücke Kokosnuss. Ich weiß noch, wie ich dachte: 'Wenn du groß bist, isst du so viel Kokosnuss, bis du nicht mehr kannst!' Das habe ich später aber dann doch nicht gemacht.
Wie haben Sie diese Zeit erlebt, in der alles so knapp war?
Sophie Schwingeler: Es gab sehr wenig, aber irgendwie hat auch nichts gefehlt. Wir haben nichts vermisst. Wir haben zusammengehalten! In der Steubenstraße war eine Frau, die hat gemaggelt. Da konnte man auch mal ein Lot Kaffee kaufen. Wissen Sie, wie viel ein Lot ist? Nicht viel. Aber selbst das wurde noch geteilt. Wenn wir es dann zu Hause hatten, klopfte meine Mutter mit dem Schrubber an die Decke. Dann kam die Nachbarin an das Fenster, und meine Mutter rief rauf: 'Komm runter!' Dann haben sie den Kaffee geteilt.
Wilhelm Schwingeler: Mein Vater war Schuhmacher. Nach dem Krieg hat er in einer Schuhfabrik gearbeitet. Von dort hat er sich alles mitgebracht, um zu Hause Schuhe machen zu können. Die hat er dann auf dem Land bei Bauern gegen Essen getauscht.
Sophie Schwingeler: Und dann die Hamsterfahrten! Einmal war ich dabei, jemand hatte mir ein Kleid genäht, das hatte den ganzen Rock voller versteckter Taschen. Als wir zurückkamen, steckten die voller Eier, Speck und Butterbroten. Anderen waren die Hamsterwaren abgenommen worden, aber meine hat man nicht gefunden.
Was haben die Menschen aus Bickendorf nach dem Krieg in ihrer Freizeit gemacht?
Wilhelm Schwingeler: Ich habe geboxt, auch der Vater meiner Frau. Der Verein BC Westen war damals sehr bekannt! Boxen gehörte zum Alltag. Jeden Sonntagmorgen gab es Boxkämpfe, bei denen die Männer antraten. Die Frauen kamen mit und sahen zu. Ich war auch oft mit dem Club auf Tour, in vielen verschiedenen Ländern.
Sophie Schwingeler: Irgendwann hat er mich gefragt, ob ich ihn zur Weihnachtsfeier des Vereins begleiten wollte. Und im Rosengarten hat er mir dann den Heiratsantrag gemacht! Früher war in der Siedlung übrigens wirklich alles voller Rosen. Geheiratet haben wir 1958 in St. Rochus. Die anschließende Feier war zu Hause bei meinen Eltern.