Gruppenbild Feier Café Bickolo
Foto: Klaudius Dziuk

Heimat finden, Erinnerungen stiften

Das Café Bickolo ist für viele Menschen aus Bickendorf gar nicht mehr wegzudenken. Nun feierten sie gemeinsam das 30-jährige Bestehen der Einrichtung.

„Irgendwann sagte beim Einkaufen in Mädchen zu seiner Mutter: ‚Guck mal, da ist der Nikolaus vom Café Bickolo.‘ Da wusste ich: Es ist an der Zeit, etwas zu ändern.“ Für seine Anekdote bekam Diakon Tobias Wiegelman bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen des Stadtteiltreffs viele Lacher. Zugleich illustriert sie perfekt, was das Ladenlokal an der Clemens-Hastrich-Straße so besonders macht: Es steht für vertraute Gesichter im Veedel, für gemeinsame Feste, Kinderspiele und Zusammenhalt.

Unkompliziertes Miteinander

„Ich habe mich zuerst gegen diese Beschreibung gewehrt, aber sie ist sehr treffend: Es ist ein kleines Café mit großer Wirkung, und zwar in den ganzen Stadtteil hinein“, so Gudrun Alles, Geschäftsführerin der Einrichtung: „Was hier im Kleinen anfängt, kann sich auch weiter ausbreiten.“ Vielfalt, Toleranz, Respekt und Hilfsbereitschaft sind Werte, für die das Bickolo steht, aber auch die Wohnsiedlung, in der es liegt. Das zeigt sich auch während der Feier: Neugierig schauen Kinder aller Altersgruppen zu, versinken dann wieder in ihren eigenen Ideen, turnen vor der Bühne oder laufen über sie hinweg. Die Erwachsenen lassen sich davon nicht beeindrucken, lauschen den Worten der Redenden und lassen die Kinderspiele als konstante, willkommene Begleiterscheinung zu.
 

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Beliebte Beratungsstelle

Im Café Bickolo können alle so sein, wie sie sind. Wer allein ist, findet hier Kontakt, wer einen Rat sucht, bekommt Hilfe. Da kann es um schulische Fragen gehen, um ein Schreiben von der Krankenkasse oder dem Sozialamt, um Tipps zum Verfassen eines Lebenslaufes oder um Ansprechpartner, die in schwierigen Trennungssituationen weiterhelfen können. Unterstützt wird Gudrun Alles dabei von einem vielköpfigen Team, das teils hauptamtlich tätig ist, vielfach aber auch aus ehrenamtlichem Engagement zusammenkommt. Das Bickolo, eine ökumenische Begegnungsstätte der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde, hat viele Unterstützer. Auch die GAG gehört dazu: Sie stellt kostenlos die Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen nicht nur ebenerdig das Café, sondern im Keller auch eine Kleiderkammer untergebracht ist. In einem Gemeinschaftsraum der GAG veranstaltet das Bickolo-Team außerdem Kunstprojekte.
 

„Hier waren wir einfach“

„Es ist ein Stück Heimat; viele Freundschaften sind hier entstanden“, sagt Halime Kirmizitas, die seit 31 Jahren in der Siedlung lebt und das Café noch von seinen Anfängen her kennt: „Wir haben hier einmal im Monat Länderabende gemacht. Es gab türkische Spezialitäten, afrikanische oder italienische, und dazu eine Diashow“, erinnert sie sich. So haben die Nachbarinnen und Nachbarn, deren Wurzeln in unterschiedlichen Ländern lagen, einander kennengelernt. „Wir haben hier Hausaufgaben gemacht, gefeiert, es gab Veranstaltungen wie den Tanz in den Mai – generationenübergreifend. Ich habe hier viele schöne Kindheitserinnerungen“, erinnert sich Margarita Raudsep. Sie lebt inzwischen im Rechtsrheinischen – aber für die 30-Jahr-Feier ist sie noch einmal zurück in die alte Heimat gekommen, denn für das Bickolo gilt: „Hier waren wir einfach.“

Text: Johanna Tüntsch