Genervt hingegen ist die Führerschein-Verweigerin von den zahllosen Autos, die die eigentlich so idyllischen Dorfstraßen Bickendorfs verstopfen. „Von mir aus können die alle weg.“ Eine Aussage, die wohl alle unsere Gesprächspartner unterschreiben würden – auch die fünfköpfige Familie Landwehr-Reckmann. „Autofrei sind die Straßen nur einmal im Jahr, wenn der Zoch kütt“, sagt Mutter Maike.
Von diesem Makel abgesehen aber können sie partout nichts Schlechtes finden an ihrem Veedel. „Bodenständig, uneitel, pragmatisch“, fällt Papa Uli zu Bickendorf ein. „Das merkt man besonders, wenn drüben im Rondellchen Karneval ist. Lauter fröhliches, entspanntes Volk. Da macht keiner auf dicke Buchse.“ Das „Rondellchen“ selbst ist ein gutes Beispiel für offenkundig funktionierendes Zusammenleben: Für einen rentablen Kneipenbetrieb ist der Rundbau viel zu klein. Deshalb schmeißt eine Nachbarschaftsinitiative den Laden.
Die Kinder Kalle (11), Mattes (15) und Luzie (17) sind weitgehend hier aufgewachsen und können sich fürs Großwerden keinen besseren Ort vorstellen. „Klar, nach dem Abi will ich mal raus und was anderes sehen“, sagt Luzie. „Aber wenn ich älter werde und eine Familie gründen möchte, würde ich schon gerne wieder in einem Veedel wie diesem hier leben: ganz familiär wie in der Kleinstadt, und trotzdem mitten in der Großstadt.“ Die Bickendorfer werden sie, das ist gewiss, mit offenen Armen empfangen.