Denkt man an Köln, denkt man an den Dom, an den Rhein und seine Veedel, an die Südstadt, Nippes, Ehrenfeld, vielleicht auch an Müngersdorf, Rodenkirchen, Mülheim, Chorweiler oder Porz. Aber wer, bitteschön, denkt an Humboldt/Gremberg, den rechtsrheinischen Schrägstrich-Stadtteil zwischen Kalk im Norden und Poll im Süden?
Ganz bestimmt die gut 15.000 Einwohner, die dieses quirlige, einladende Veedel bevölkern. Wer von Kalk kommend die S-Bahn-Unterführung durchquert, findet sich auf einer Art Flaniermeile wieder. Sobald die Sonne ein paar Strahlen schickt, sind die Tische der Imbissbuden und Cafés auf den breiten Bürgersteigen gut besetzt. Ein buntes Volk tummelt sich dort, Nationalitäten und Migrationshintergründe aus aller Welt. „Als ich Kind war, waren vor allem Türken hier, aber das ist nicht mehr so“, sagt Fatma Sucu-Simsek (31). „Hier leben Marokkaner, Italiener, Serben, Bosnier, Russen, Israelis und noch viele mehr zusammen. Ich finde das gut. Hier lernen meine Kinder gleich, mit verschiedenen Mentalitäten klarzukommen.“
Von einem zweijährigen Ausflug nach Holweide abgesehen lebt Fatma seit ihrem 10. Lebensjahr in Humboldt-Gremberg. „Die Lage ist ideal“, sagt sie. „Deutz und Kalk mit ihren Einkaufsmöglichkeiten sind gleich ums Eck, mit der S-Bahn ist man in ein paar Minuten in der Innenstadt.“ Das Viertel selbst bietet Fatma, die mit ihrem Ehemann Ugur Sohnemann Talha (5 Jahre) und Töchterchen Erva (5 Monate) versorgt, zwar nur das Nötigste: eine Backstube, einen Lebensmittel- und einen Klamotten-Discounter.
Trotzdem liebt die türkisch-stämmige Kölnerin ihr Veedel, in dem heute, wie sie findet, eine völlig andere Grundstimmung herrsche als in ihren Kindertagen: „Damals hatte ich oft Gefühl, dass kein Kind auf der Straße ist. Inzwischen sind viele junge Familien hierhergezogen, die Spielplätze wurden erneuert. Der Humboldt-Park ist richtig schön geworden, da sind wir fast jeden Tag.“