Wer vom Zoo herkommend die mächtige, in „Kölner Brückengrün“ getünchte Mülheimer Brücke erklimmt, dem muss die noch vor gut 100 Jahren freie Stadt am Rhein als einziges Filetstück erscheinen. Flussabwärts mondäne Stadthäuser, Ruderverein, Grundschule, Gymnasium und das pittoreske Ensemble der zum Schutze der Rheinschiffer im 13. Jahrhundert erbaute Kirche St. Clemens. Flussaufwärts der Mülheimer Hafen, die geschichtsträchtigen Gebäudezüge von Klöckner-Humboldt-Deutz, moderne Wohnbebauung, Hotels, Veranstaltungslocations und Workspaces für Kreative und Startups. Wohl der Stadt, die solch ein Schmuckstück „Problemviertel“ nennt.
Der Architekt Johannes Adams war um die Jahrtausendwende einer der ersten, die das Potenzial Mülheims erkannten. Der Blick über die Dächer der Stadt erinnerte ihn an New York, wo er damals lebte. Mitten ins fast unbewohnte Niemandsland an der Deutz-Mülheimer-Straße/Ecke Auenweg pflanzte er das „New Yorker“, ein Designhotel fernab vom Einheitsschick der großen Ketten. Die Mülheimer wunderten sich über das bunte Ufo, das da zwischen ihren altersschwachen Fabrikhallen gelandet war. Heute markiert das Hotel den Beginn eines grundsätzlichen Imagewandel des Stadtteils.
„Ich dachte, ich bau das mal eben, und dann bin ich wieder weg“, gibt Adams zu. Doch die „positive Energie des Unfertigen“, die dem Viertel bis heute innewohnt, hielt ihn am Platz. Mittlerweile wohnt er dort und betreibt in unmittelbarer Nachbarschaft mehrere Eventhallen wie das „Dock One” und den „Harbour Club“.