„Mythos“ steht auf dem grünen Fläschchen mit griechischem Bier. Schmankerl wie diese reicht die nette Dame im griechischen Imbiss an der Rösrather Straße, dessen Scheckheft-gepflegte Salatauslage Eindruck macht. Vor dem Fenster wälzt sich die Karawane der Feierabendreisenden vorbei, Richtung Königsforst hinaus ins Bergische Land.
Rath-Heumar liegt, wie Immobilien-Makler sagen würden, „verkehrsgünstig“ – also etwas vom Schuss, aber ganz gut angebunden. Vom berüchtigten „Dreieck Heumar“ (auch so ein Mythos), auf dem sich täglich zahllose Pendler von den Autobahnen A3, A4 und A59 knubbeln, spürt man im Stadtteil wenig. Mit der Straßenbahnlinie Nummer neun, die hier an der Haltestelle Königsforst endet, sind es nur 19 Minuten bis zum Neumarkt.
Aber was will, wer ein echter Rath-Heumarer ist, in der Kölner Innenstadt? „Hier gibt’s doch alles!“ sagt Michael Büttgen. Zum Mythos hat‘s der Musiker und Moderator bisher nicht gebracht, dafür erzählt er viel zu gern, unter seinem Künstlernamen „Linus“ aber ist er ein bunter Hund im „Dorf“. „Tolle Kneipen und Restaurants, Klamottenläden, Supermärkte, Bäcker, Ärzte … Ich geb‘ mein Geld hier im Ort aus.“
Wenn das alle so machen würden, sähe es links und rechts auf der Rösrather Straße einladender aus. Linus ist nicht entgangen, „dass es immer weniger wird, gerade stehen wieder drei, vier Läden auf der Kippe“. Wie überall sonst auch verlieren die Anbieter am Ort Kundschaft an den Online-Handel. Linus kennt das aus eigener Erfahrung: „Manche sagen ganz offen: Danke fürs Anprobieren, aber ich hab‘ das Teil im Internet sechs Euro billiger gesehen.“