Ihr Chef Jochen Richrath, der meinungsfreudige Inhaber des kleinen Viktualienhandels in der Severinstraße, ist ein absolutes Südstadt-Original. Nur wenige wissen, dass er allmorgendlich aus Erftstadt pendelt. „Ich hab’ zwei Töchter und zwei Hunde, die brauchen Platz“, erklärt er. „Das Haus mit Garten, das ich da draußen habe, würde hier Millionen kosten.“ Eine Geschichte, wie sie auch die arbeitende Bevölkerung in Sylt oder Venedig erzählt.
In 15 Jahren Severinsviertel hat Richrath viel erlebt und kam sich dabei oft – so viel Offenheit muss sein – „verarscht“ vor. „Man hat uns gesagt, vom U-Bahnbau kriegt Ihr gar nix mit, das läuft alles unterirdisch.“ Stimmte bekanntermaßen nicht so ganz: Außer dem Einsturz des Stadtarchivs legte sich der Kirchturm von St. Johan Baptist schräg, und Richraths Häuschen zeigte gefährliche Risse. „Solche Schäden traten nicht nur bei mir, sondern massenhaft auf und sind nie ordentlich reguliert worden“, schimpft er.
Doch davon abgesehen sieht er die Entwicklung der Severinstraße grundsätzlich positiv – trotz chronischer Parkplatznot rund um sein Lädchen: „Es kommen mehr Leute, und es gibt weniger Leerstände.“ Gaby DeMuirier lobt die „tolle Ausstattung an Spielplätzen“, doch für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren gebe es kaum Angebote. „Zu wenig Hallen, Bäder, Plätze – und das bei dieser Masse an Kindern!“