Das wird Sylvia Schrage gerne hören. Die Mutter zweier Teenager hat vor mehr als 20 Jahren aus Unna nach Neubrück eingeheiratet, ihr Mann ist hier geboren. Als Vorsitzende des Bürgervereins ist sie so etwas wie die Bürgermeisterin des Stadtteils, obwohl es das Amt gar nicht gibt. Die Neubrücker Identität versuchen sie und ihre Mitstreiter im „Treff im Pavillon“ – kurz TIP, den Räumen des Bürgervereins mitten im Zentrum - mit einer Vielzahl von Aktivitäten zu stärken. Dazu zählen beispielsweise der Wohndialog, der Anwohnerinnen und Anwohner mit Polizei, Verwaltung und Vermietern ins Gespräch bringt, oder eine Taschengeldbörse, die Jugendliche und Senioren zusammenführt. Auch bei der „Adelheidiade“, dem alljährlich stattfindenden Stadtteilfest, mischt Schrage mit.
Mehr als jeder zweite Neubrücker hat einen Migrationshintergrund. Das Miteinander der Nationalitäten beschreibt Schrage trotz gelegentlicher Konflikte zwischen den Kulturen als „sehr angenehm“. Dazu trägt ein Umstand bei, der die etwas in die Jahre gekommene Wohnanlage zum Zukunftsmodell für überzeugte Fußgänger und Fahrradfahrer macht: „Wir sind seit Anbeginn autofrei, und wir kämpfen dafür, dass das auch so bleibt.“
Wie in anderen Stadtteilen am Rande Kölns auch fühlen sich viele Neubrücker von Politik und Verwaltung missachtet. Symbolhaft dafür steht die schon bei der Erbauung der Siedlung geplante und bis heute nicht vollzogene Stadtbahnanbindung. „Wer tut denn von der Stadt Köln was für uns?“ fragt Schrage ärgerlich und bemängelt das Fehlen einer ganzheitlichen Verwaltungsplanung, die dem stetigen Bevölkerungswachstum Rechnung trägt. „Wir Bürgervereine sind regelmäßig im Gespräch untereinander. Alle erzählen dasselbe.“ Einen „Stadtteilkümmerer und Sozialarbeiter“ würde sie sich wünschen. Und einen „Stadtteilhausmeister“, denn: „Um all diese praktischen Alltagprobleme können wir uns als Bürgerverein nicht auch noch allein kümmern.“