Seit ihrem dritten Lebensjahr ist Margareta Müller-Wolf in der Rosenhofsiedlung zu Hause. Das will etwas heißen, denn die ehemalige Mitarbeiterin des Bundesministeriums für Wirtschaft ist heute 95 Jahre alt. Zum Umzug der Familie, die ursprünglich aus dem bergischen Waldbröl stammt, kam es 1927, weil Vater Müller in Köln eine Arbeit gefunden hatte. „In der Anfangszeit lebte er allein in Köln, aber dann wollte er, dass meine Mutter und ich nachkamen“, erinnert sich die fröhliche Dame, deren Haar so schneeweiß ist wie ihr Seidenhalstuch und die Perlenohrringe.
Trotz ihres hohen Alters hat sie es sich nicht nehmen lassen, für ihre Besucher den Kaffeetisch zu decken und einen „bunten Teller“ vorzubereiten, auf dem Wurst- und Käsebrote liebevoll mit Gürkchen und Eiern garniert sind. In einem Schälchen stehen außerdem Käsewürfel, alle sorgsam auf Zahnstocher aufgespießt.
„Der runde Teller, der gehört bei uns dazu“, erzählt Michael Stolley, mit Anfang 50 der älteste Enkel von Margareta Wolf. Mit seinen Eltern und seinem Bruder ist er von Kindheit an häufig in der 2-Zimmer-Wohnung im Akazienweg gewesen: heute, um die Großmutter zu besuchen, früher, um die Urgroßmutter zu sehen. Die bereitete das Essen sogar noch auf einem altmodischen Bollerofen zu. „Das war eine richtige Oma, die meistens zu Hause einen Kittel trug“, sagt er schmunzelnd.
Ihre erste Wohnung hatten die Müllers im Haus Am Rosengarten 79 a – gleich neben dem Bäcker, schräg gegenüber vom Brunnen „Treuer Husar“. Für die kleine Margareta war das ein idealer Standort, denn am Brunnen zu spielen machte ihr und den Nachbarskindern Spaß. Aber auch sonst wurde es auf den Straßen nicht langweilig.