Oder über Kaffee. Das jedenfalls sagt Marthe Berens, die lange Jahre als Kamerafrau gearbeitet hat. “Egal, wo ich in meinem Leben hingekommen bin, die erste Frage war immer: Wo gibt’s hier einen guten Kaffee?” Seit sie 2013 gemeinsam mit Ilka Buchloh den „Kaffeekiosk“ auf dem Wilhelmplatz eröffnet hat, ist sie es, die in Nippes für einen ordentlich gebrauten Barista zuständig ist. Aber nicht nur das: “Zu uns kommt ein Querschnitt der Nippeser Bevölkerung: von den Muttis mit den Kinderwägen, die anderswo nicht reinpassen, bis zu den Opas mit den Rollatoren. Wir reichen den einen ihren Filterkaffee raus und den anderen ihren Cappucchino, dafür kriegen wir die schönen Geschichten genauso mit wie die traurigen. Das gehört dazu.”
Nebenan gibt es einen türkischen Kaffeewagen. “Der hat anderen Kaffee und andere Kunden”, erklärt Ilka Buchloh. “Als wir neu waren, stand der Besitzer direkt bei uns im Laden. Ihm war völlig klar, dass unser Konzept nicht funktioniert. Er hatte aber auch noch nie was von Latte-Macchiato-Müttern gehört.” Die friedliche Koexistenz der beiden Kaffeestände steht sinnbildlich für das weitgehend selbstverständliche Nebeneinander der Kulturen in Nippes. Jeder macht sein Ding, aber man ist freundlich und man hilft einander, wenn bei einem mal die Kaffeebohnen ausgehen. Mehr Integration muss vielleicht gar nicht sein. Thomas Diederichs, den Pfarrer von Nippes, beobachtet die vielen Neuankömmlinge aus Syrien und anderswo, die sämtliche Hotels im Stadtteil und Behelfsunterkünfte am Festplatz bewohnen, mit Spannung. “Auch das wird uns Nippes verändern. Aber wenn wir bereit sind, uns mit zu entwickeln, werden wir daran wachsen.”